Erleben – Entdecken – Erarbeiten: Vom Schüleraustausch mit der Pohangjecheol High School in Pohang, Südkorea
Annyeonghaseyo! Guten Tag! Endlich konnte man Ende Oktober wieder koreanische Laute in unserer Schule hören, seit fünf Jahren zum ersten Mal! Seit 2018 unterhält das Gymnasium Dresden-Plauen eine Schulpartnerschaft mit der Pohangjecheol High School in Pohang. Nachdem 2018 und 2019 jeweils Gruppen den Partner besuchen konnten, wurde während der Pandemiejahre 2020-2022 der Kontakt immerhin virtuell aufrechterhalten. 2023 konnte wieder mit der Planung einer persönlichen Schülerbegegnung begonnen werden, was als eines unter mehreren Studienfahrtangeboten der Oberstufe für den Herbst 2024 in die Schulgemeinschaft hinein bekanntgemacht wurde. Die Anzahl von schließlich 13 teilnehmenden Jugendlichen unserer Schule aus den Klassenstufen 11 und 12 richtete sich nach der Anzahl der in Pohang für geeignet befundenen Schülerinnen und Schüler. Was unsere Schule betrifft, so mussten die Interessenten im Herbst 2023 ein Auswahl- und Losverfahren durchlaufen, denn die Nachfrage überstieg das Angebot.
Am 1. September begann für unsere 13 Jugendlichen und deren Begleitlehrer Frau Markert und Herrn Dr. Kazmirowski das Abenteuer. Über München flogen wir mehr als 10000 Kilometer nach Incheon, dem internationalen Flughafen von Seoul. Die knapp drei Tage dort waren gut gefüllt: Führung mit einer Einheimischen durch ein angesagtes Stadtviertel, Besuch des Verkehrsleitzentrums der Stadt Seoul mit anschließender kurzer Fahrt in einem autonomen Bus, Diskussion mit einer jungen Parlamentsabgeordneten zu Fragen der politischen Beteiligung junger Koreaner, schließlich am 4. September die mit Spannung erwartete Exkursion zur innerkoreanischen Grenze. Natürlich blieb auch Zeit, das Flair der pulsierenden Metropole zu erleben.
Aber das eigentliche Ziel sollte erst noch erreicht werden: Erfüllt von drei tollen Tagen bestiegen wir dann am 4. September nachmittags einen Bus, der uns in knapp fünf Stunden Fahrt nach Pohang brachte. Der Empfang dort war überaus herzlich und alle Jugendlichen waren gespannt darauf, ihren jeweiligen Partner in den Folgetagen besser kennenzulernen, nachdem man zuvor viele Monate nur über die sozialen Netzwerke miteinander Kontakt halten konnte. Die insgesamt sieben Tage bis zum 11. September in Pohang waren eine in jeder Hinsicht ereignisreiche Zeit. Ausflüge in der Großgruppe tagsüber, Teilnahmen am Unterricht und Projektarbeit sowie abendliche Belustigungen in Kleingruppen im Internat (wo 10 von 13 unserer Schülerinnen und Schüler untergebracht waren), formten sich zu einer inhaltsreichen (und auf Dauer auch müde machenden!) Mischung.
Es ist den beteiligten Lehrkräften beider Schulen von Anfang an, seit 2018, wichtig gewesen, dass neben einem gesellig-touristischen Teil immer auch ein für beide Seiten relevantes Thema durch die Jugendlichen bearbeitet wird. In diesem Jahr war das Oberthema „Growing up in South Korea and Germany – Chances and Challenges in Changing Societies”, worunter z.B. die demographische Entwicklung in beiden Ländern, die sich verändernde Arbeitswelt und die sich wandelnden Vorstellungen junger Menschen von ihrer Zukunft fallen. Diese Aspekte wurden sowohl in Pohang als dann auch Ende Oktober in Dresden weiter bearbeitet und in einer Festveranstaltung am 30. Oktober in kreativer und gelungener Weise in englischer Sprache präsentiert.
Womit schon der Gegenbesuch angesprochen ist: Am 24. Oktober trafen unsere koreanischen Freunde in Dresden ein und blieben bis zum 1. November. Für den Aufenthalt in Dresden hatten sich die koreanischen Lehrer eine Exkursion nach Berlin gewünscht. Dort hatten wir einen Stadtrundgang entlang vieler Sehenswürdigkeiten vorbereitet, wir fuhren auf den Fernsehturm, besuchten das eindrucksvolle Mauer-Panorama am Checkpoint Charlie (mit englischsprachiger Führung) und verbrachten eine gute Stunde im koreanischen Kulturzentrum, wobei die Jugendlichen eine Choreographie für einen K-Pop-Song einstudierten. Außerdem besichtigten wir gemeinsam die Porzellanmanufaktur Meißen, besuchten eine Ballettaufführung in der Semperoper und genossen einen Abend zusammen beim Bowling. Außerdem war auch Zeit, einige Stunden am Fachunterricht der Oberstufe teilzunehmen. Das letzte Oktoberwochenende sowie der Reformationstag boten Gelegenheit, zusammen mit den Gasteltern oder auch in Gruppen Dresden und Umgebung (Moritzburg, Sächsische Schweiz) zu erkunden. Glücklicherweise spielte das Wetter dabei mit, denn es waren überwiegend sonnige und vergleichsweise warme Tage. Die Verabschiedung am 1. November fiel den allermeisten Jugendlichen schwer, weshalb einige schon Pläne schmieden und sich im kommenden Jahr oder 2026 wiedersehen wollen. Möge es so werden, denn das ist das Ziel, was mit einer Schulpartnerschaft im besten Fall erreicht werden soll: Freundschaften stiften, die über den Tag hinausreichen.
Im Rahmen der Festveranstaltung am 30. Oktober wurde die 2019 auf fünf Jahre geschlossene Partnerschaftsvereinbarung um weitere fünf Jahre verlängert, sodass weiteren Schülerbegegnungen in der Zukunft von Seiten der Schulen nichts im Wege steht. Nach gegenwärtigem Planungsstand soll im Jahr 2026 der nächste Schüleraustausch stattfinden, weshalb damit zu rechnen ist, dass im Herbst 2025 an die 10. und 11. Klassen eine entsprechende Information gegeben wird.
Dr. Bertram Kazmirowski